WANDERN / Wikipedia: Wandern ist eine Form weiten Gehens von mehreren Stunden. Früher eine häufige Art des Reisens, stellt es heute hauptsächlich eine Freizeitbeschäftigung dar. Wandern ist vielerorts, vor allem in den Alpenländern, eine zunehmend beliebte, mit Naturerleben verbundene, Sportart und ein zentraler Wirtschaftsfaktor des Sommertourismus. In Europa sind viele landschaftlich reizvolle Regionen durch gewartete und markierte Wanderwege gut erschlossen. Tourenbilder für folgende Wanderungen ... bitte Tour anklicken:
Die Motivation zum Wandern unterliegt beträchtlichen Schwankungen, sowohl bei den verschiedenen Altersstufen und Generationen als auch hinsichtlich der Art des Wanderns als auch dem Trend der Zeit entsprechend. War es mit der Walz der Handwerksgesellen noch eine selbstverständliche Berufsnotwendigkeit, verbunden mit Erlebnis, Abenteuer und persönlicher Reifung, zelebrierte die Generation der Jugendbewegung und des Wandervogel das Wandern in Liedern und Unternehmungen als Emanzipation von der verkrusteten Erwachsenenwelt, als Entkommen aus den öden Städten, als romantische Naturentdeckung und als unverzichtbaren Teil ihrer speziellen Jugendkultur. Ende der 1970er Jahre sah sich der Didaktiker Siegbert A. Warwitz jedoch bereits zu der Frage genötigt "Ist Wandern pädagogisch noch vermittelbar ?" Der Fragestellung lagen Untersuchungsergebnisse zugrunde, nach denen sowohl bei Kindern als auch bei Studierenden das vermeintliche "reine Streckemachen" weitgehend verpönt war. Man scheute das Gepäcktragen und war beim ersten Regenschauer gern wieder unter einem Dach. Schulwanderungen ließen sich oft nur mit der Erwartung eines Freizeitparks oder Gasthauses auf den Weg bringen. Wandern wurde als langweiliger "Seniorensport" verstanden. Bei vielen Jugendlichen fehlte eine gewachsene "Wanderkultur" Warwitz beschreibt, wie selbst der für Lehramtsanwärter, speziell für Sportstudierende, obligatorische Erwerb eines "Wanderführer-Scheins" zur Motivation zusätzliche Reize erforderte. So wurde die entwöhnte mühsame Fußbewegung durch Formen des Rad-, Schi- und Flusswanderns ersetzt, führten "Waldläuferzeichen" zu Überraschungen und Aufgaben, wurden komplexe Projekte gestaltet,wurde das Fußwandern unter Begleitung durch einen pferdbespannten Planwagen, der die Ausrüstung transportierte und bei Bedarf "Fußkranke" aufnahm, attraktiver gemacht. Das Klassen-, Gruppen- und Familienwandern mit Rucksack und Outdoor-Equipment findet als Fußwandern wie als Radwandern bei Kindern auch heute ein lebhaftes Interesse, wenn es über den reinen Fußmarsch hinaus didaktisch geschickt zu einem "Erlebniswandern" mit Abenteuern, Aktivitäten und Entdeckungen ausgestaltet wird. Begriffsbestimmung Man unterscheidet zwischen zweckfreiem und zweckgebundenem Wandern. Zweckfreie Wanderungen dienen dem Selbstzweck, der Erbauung oder Ertüchtigung, während zweckgebundenes Wandern früher Gründe hatte wie Forschung, Arbeitssuche, Walz, Flucht oder Handel, oder in weiterem Sinne militärische Märsche. Abgeleitet aus einer deutschlandweit repräsentativen Befragung ergibt sich für das zweckfreie Wandern in Abgrenzung vom Spazierengehen folgende nachfragebasierte Definition: "Wandern ist Gehen in der Landschaft. Dabei handelt es sich um eine Freizeitaktivität mit unterschiedlich starker körperlicher Anforderung, die sowohl das mentale wie physische Wohlbefinden fördert. Charakteristisch für eine Wanderung sind:
Bergwandern "Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler." - JOHANN WOLFGANG VON GOETHE Das Wandern im bergigen Gelände wird als Bergwandern bezeichnet, wobei die Grenzen zwischen Wandern, Bergwandern und Bergsteigen nicht genau definiert sind. Unter anderem grenzt sich das Bergsteigen vom Bergwandern durch die Notwendigkeit zu klettern ab, wobei von "Klettern" erst gesprochen wird, wenn man die Hände zu Hilfe nehmen muss. Bergwandern wird zur Höhenwanderung, wenn sie in größerer Höhe ohne starke Höhenunterschiede verläuft (siehe auch Hochtour). Von Überquerung oder Übergang spricht man, wenn ein Gebirgspass zu übersteigen ist und der Weg meist von einer Schutzhütte zur nächsten führt. 2005 gab es in Österreich 416 Tote bei Alpinunfällen, im gleichen Jahr beklagte man 764 Verkehrstote. In Tirol standen sich 179 Alpintote und 57 Verkehrstote gegenüber. Bezogen auf Österreich ereigneten sich die meisten tödlichen Unfälle beim Bergwandern (130), dann folgte Klettern (36) und Hochtourenbergsteigen (29). Nach einer schweizerischen Studie kommt auf 7.143 Wanderstunden ein Unfall. So gesehen ist von gängigen Freizeitsportarten nur das Schwimmen sicherer, während das Verletzungsrisiko beim Wintersport das des Wanderns 7,5-fach übersteigt (Fußballspielen 18-fach). Ursache tödlicher Alpinunfälle sind in 64 Prozent Stolpern, Ausrutschen und Absturz, in 21 Prozent Erschöpfung und Überlastung, die restlichen 15 Prozent verteilen sich auf Orientierungsverlust, Versteigen, Stein- und Blitzschlag, Hitze- oder Kälteschäden oder Lawinen. Weitwandern, Fernwandern, Trekking Als Weitwandern bezeichnet man eine Wandertour, die über größere Strecken führt, und bei der man mehrere Tage unterwegs ist. Von Fernwandern im Speziellen spricht man, wenn nicht beabsichtigt ist, im Verlauf der Tour an den Ausgangspunkt zurückzukehren. Trekking ist Weitwandern abseits markierter Routen. Bei der Jugendbewegung und den Pfadfindern wird das Wandern mit Zelt meist als auf Fahrt gehen bezeichnet. Fahrten dauern meist ein Wochenende bis drei Wochen. Das Weitwandern als Aspekt des Bergsports wurde schon 1912 von DuÖAV-Sekretär Josef Moriggl angedacht, der sich mit dem Wandern von Hütte zu Hütte befasste. Der Alpinschriftsteller E. Benesch beschrieb 1932 drei Weitwanderrouten im Alpenraum Im Laufe der 1960er und 1970er Jahre entstehen zunehmend durchmarkierte Routen, auch weil man den wirtschaftlichen Aspekt des Weitwanderns erkennt - der Weitwanderer ist an die lokalen Ressourcen gebunden. In dieser Zeit werden auch die ersten überregionalen Vereine gegründet. Ab 1969 bestehen die Pläne, europaweites Fernwandern durch geeignete Routen attraktiv zu machen. Parallel entwickelt sich die Wilderness-Bewegung Nordamerikas, die von den Naturreservaten ausgehend zu analogen Weit- und Fernwegen (engl. Trail) führt. Zum weltweiten Phänomen wird Weitwandern als Freizeitgestaltung Trekking ab der Zeit, in denen die "exotischen" Gebirge wie Himalaya oder Anden für einen über Expeditionen hinausgehenden breitenwirksamen Ferntourismus erschlossen werden. Sportwandern Sportwandern beginnt bei organisierten Märschen (je nach Staat) ab 35 bis 40 km. Dachverband in Österreich ist der Österreichischer Fachverband für Sportwandern, Weitwandern und Trekking (ÖFS).In der Schweiz oder Deutschland nehmen Sportwanderagenden Teilverbände des Internationalen Volkssportverband (IVV) wahr. Dieser Verband bietet im Allgemeinen Wanderstrecken über 5, 10 und 20 km an. Es werden auch längere Strecken, z. B. die Marathonstrecke (42 km) oder 50 km angeboten. Volkswandern Bei einer Volkswanderung, geläufig ist auch der Begriff Volksmarsch, bietet der Veranstalter Wanderstrecken in verschiedenen Längen an, die der Teilnehmer alleine oder in einer Gruppe durchwandern kann. Unterwegs gibt es in der Regel mehrere Verpflegungs- und Kontrollposten, so dass man kein schweres Gepäck mitnehmen muss. Nach Absolvieren der Strecke erhält der Teilnehmer häufig eine symbolische Auszeichnung. Viele veranstaltende Vereine sind im Deutschen Volkssportverband oder Internationalen Volkssportverband organisiert. Die Mitgliedsvereine haben ein weltweit einheitliches Wertungs- und Abzeichenwesen. Nordic Walking Aus Finnland stammt das Nordic Walking, das als weitere gesundheitsfördernde Wanderart zunehmend Anhänger unter dem Begriff Nordic Wandern findet. Diese Art der Bewegung mit Stöcken wurde dabei speziell auf die Wanderer abgestimmt und ist für lange Strecken geeignet. Hier geht es auch um den Geselligkeitsfaktor, denn die Wanderfreunde wollen sich während ihrer Touren auch unterhalten und die Natur genießen. Dennoch merken sie den Trainingseffekt durch den Einsatz der Stöcke in der Nordic-Walking-Technik. Heute sieht man auf vielen Wanderwegen die Wanderer mit zwei Stöcken. Winterwandern Für das Winterwandern werden außer den Wegen in den Gebirgstälern auch speziell präparierte Trassen auf der Höhe der Skigebiete angelegt und signalisiert, in der Schweiz seit den späten 1990er Jahren mit violetten Schildern. Neben Fußtouren umfasst das Winterwandern auch Skitouren, Langlauftouren oder Schneeschuhwandern. Wandern ohne Gepäck Viele Tourismusverbände bieten mehrtägige Touren an, bei denen das Gepäck der Wanderer gegen einen gewissen Aufpreis von Hotel zu Hotel transportiert wird. Häufig ist dies eine kreisförmige Route innerhalb eines bestimmten Gebietes (z. B. Schwarzwald, Pfälzer Wald, Fränkische Schweiz, Steirisches Joglland, Harz etc.). Man kann sich auch auf eigene Faust eine Route zusammenstellen und bei den in Frage kommenden Hotels anfragen, ob der Gepäcktransport übernommen wird. Pilgern und Wallfahren Wallfahren und Pilgerschaft sind die wohl ursprünglichste Form des Wanderns, die kein eigentliches Reisen sind. Manche Pilgerwege werden noch heute als Fernwanderweg genutzt.[5] Als einer der bekanntesten Pilgerwege gilt der Jakobsweg. Bildungswandern Momentan findet eine Auferstehung des Wanderns zu Bildungszwecken statt. Lehrpfade mit Informationstafeln ersetzten den Wanderführer als Wissensvermittler und ermöglichen ein selbst bestimmtes Lernen und in jeder Hinsicht den Fortschritt in der selbst gewählten Geschwindigkeit. Eine Sonderform sind die Planetenwege, die ein verkleinertes Modell des Sonnensystems darstellen und in der Regel mit einschlägigen Informationen aufwarten. Themenwanderwege binden Ziele gemeinsamen Interesses aneinander, etwa die Walserwege, oder der Kulturweg der Alpen. Auch Erinnerungswege, wie der Sentiero della Pace entlang der Alpenfront des Ersten Weltkriegs, sind in diesem Kontext zu sehen.[5] Zum Bildungswandern zählen auch geführte Wanderungen durch zertifizierte Wander-, Natur-, Stadt-, Berg- oder Wattführer. Auf geführten Wanderungen werden nicht nur die Eigenarten der Landschaft einer Region sowie deren Geschichte vermittelt. Verkleidete Wanderführer verstärken das Bildungserlebnis und sind gleichzeitig Aushängeschilder für eine Tourismusregion, werden also auch gezielt für die Vermarktung eingesetzt. Wanderführer bieten oft Pauschalangebote an, die Unterbringung, Verköstigung und über die vom Führer durchgeführten Wanderungen hinausgehende Angebote enthalten. Gruppen und Einzelwanderer, die diese Leistungen in Anspruch nehmen, müssen sich um die Organisation ihrer Wanderung nicht selbst kümmern und brauchen nicht einmal eine Wanderkarte. Spirituelles bzw. meditatives Wandern Auf die Wandermönche zurückgehende Tradition des mehrtägigen bzw. mehrwöchigen Unterwegsseins mit dem Ziel der Gottes- und/oder existenziellen Sinnsuche. Ziel solcher Wanderungen sind oft besondere Orte, zum Beispiel Pilger- und Wallfahrtsorte (z. B. Santiago de Compostela), einsame und/oder entlegene Landschaften. Siehe auch Auszeit. Dass man das ganze Leben im Bild einer großen spirituellen Wanderschaft begreifen kann, dessen Ziel irdisch letztlich nicht zu erreichen ist, drückt eine Dichtung Gerhard Tersteegens aus dem Jahr 1745 aus: Ein Tag, der sagt dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit [...] mein Heim ist nicht in dieser Zeit". Dies geht zurück auf einen Gedanken des Apostels Paulus im 2. Korintherbrief 5, 6. Paulus begreift seine irdische Existenz als ein Wandern zu Gott; in der Vulgata-Übersetzung: "Dum sumus in corpore, peregrinamur a Domino". Ulrich Grober versteht das Wandern als Einübung in die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts. Die jetzige Generation beginne, im wandernden Nomaden ein Ideal zu entdecken. Grober rezipiert das Gedankengut von Vilém Flusser (einem nomadisierenden Philosophen) und Adalbert Stifter, der in Landschaften Größe und Erhabenheit entdeckte und seelische Zustände in Naturbeschreibungen spiegelte. "Man macht die Erfahrung, mit wenigem auskommen zu können und in dieser Situation Außerordentliches zu vollbringen und besonders intensiv zu erleben." Nachtwandern Nachtwanderungen sind Wanderungen, die überwiegend bei Dunkelheit durchgeführt werden. Diese können auch einen religiösen Hintergrund haben, z. B. der Aufstieg zum Sri Pada in Sri Lanka. Unter der Anleitung Erwachsener sind Wanderungen dieser Art speziell bei Kinder- und Jugendgruppen im Rahmen von Klassenfahrten oder Ferienaufenthalten beliebt und gängige Praxis. Hierbei spielt der Wandergedanke gegenüber dem Gruseleffekt eine eher untergeordnete Rolle. Oft wird eine Nachtwanderung als Fackelzug inszeniert. Barfußwandern Die Deutsche Wanderjugend (DWJ) betont die gesundheitsfördernde Wirkung des Barfußwanderns. Zahlreiche Barfußparks in Deutschland, Österreich und der Schweiz ermöglichen eine erste Barfußwandererfahrung unter den gesicherten Bedingungen einer gepflegten und vielseitigen Freizeitanlage. Auch eine Wattwanderung eignet sich in idealer Weise zum Barfußlaufen. Geocaching Geocaching ist eine Art elektronische Schatzsuche oder Schnitzeljagd, bei denen zur Navigation meist GPS-Empfänger dienen. Besonders Geocaches mit mehreren Zwischenstationen (Multi-Caches) in der Natur sind Basis für Wanderungen und machen Wandern für neue, meist junge Zielgruppen attraktiv. Viele Wandervereine und -verbände (z. B. die Deutsche Wanderjugend) unterstützen Geocaching durch Informationsveranstaltungen und Wanderungen zu Geocaches. Durch die hohe Dichte an Caches und einschlägige Internet-Portale sind auch Wanderungen in fremden Regionen ohne aufwändige Vorabrecherche möglich. Nacktwandern Naturisten suchen auf Nacktwanderungen in klassischer FKK-Manier die "totale Freiheit und Naturverbundenheit". Um Missverständnisse zu vermeiden, bevorzugen sie dabei weniger frequentierte Strecken. Speed Hiking Eine schärfere Art des Wanderns ist das Speed Hiking. Darunter wird das schnelle Wandern mit Stöcken und leichter Ausrüstung in anspruchsvollem Gelände verstanden. Speed Hiking kann sowohl als Ausgleich zu vielen Wintersportarten, wie z. B. Langlauf, Skitouren, angewendet werden, als auch als optimales Aufbautraining im Rahmen der Vorbereitung auf verschiedene Wettkämpfe oder zur Verbesserung der eigenen konditionellen und koordinativen Fähigkeiten fungieren. Die Stöcke dienen dazu, den Körper einerseits zu stabilisieren, andererseits wird dadurch gleichzeitig die Oberkörpermuskulatur trainiert. Speed Hiking kann auch als eigenständiger Sport betrieben werden. Vielfach werden deshalb auch spezielle Wettbewerbe für Speed Hiker veranstaltet, bei denen verschiedene Distanzen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zu bewältigen sind. |